Die "heiligen" Heiler

 

Gruseln sich manche Menschen vor Heilern?

 

Sind Heiler/Innen eine besondere Spezies? Bessere Menschen? Irgendwie heilig? Sie lösen Angst aus, oder werden abgelehnt. Heiler arbeiten mit geistigen Energien, Wesen, Helfern, Engeln, Verstorbenen oder Gott, sie sagen sie hätten Verbindungen zu der geistigen Welt, die den "normalen" Menschen angeblich verschlossen bleiben. Erzeugen Heiler/Innen Abscheu oder Angst, weil sie dauernd von Liebe und Achtsamkeit reden, und weil sie ja ach so allwissend sind, und in höchstem Vertrauen die Weisheit des allumfassenden Universums anzapfen, also Gott sozusagen schon fast hienieden vertreten, und weil sie in ihrem Arbeitsalltag mit gehauchter Flüsterstimme unterwegs sind? Sind Heiler und Heilerinnen Spinner, weil sie z. B. mit Schwingungen von Tönen oder Farben oder Edelsteinen arbeiten oder weil sie Engel und Krafttiere zu Hilfe nehmen? Oder nimmt man ihnen ihre "geistige" Heilerfähigkeit einfach nicht ab? Macht es wütend, wenn Heiler solche Gut-Menschen sind oder sein wollen? Sehen DIE den nicht die fürchterliche Realität, die uns umgibt?

 

Früher habe ich ähnliche Vorurteile und kritisierende Gedanken zu Heilern gehabt, doch im Laufe meines Lebens lernte ich geistige Heilmethoden kennen, habe über meine Ausbildung und über die Musik viel über Schwingungen erfahren und gelernt, und bin selber immer wieder erstaunt, welche Kraft und Energie sich aus der geistigen Welt holen lässt. Heute weiß ich, wie wichtig und kraftvoll unsere innere Welt der Gefühle, Gedanken, Visionen und Bilder und Wahrnehmungen ist.

 

Heilung, Gesundheit und Krankheit auf allen Ebenen haben oft auf dieser ganz tiefen geistigen, emotionalen Ebene ihre Ursache. Jede noch so kleine Krankheit oder Unwohlsein hat auch eine seelische Komponente, die nicht außer Acht gelassen werden darf. Und diese Komponente lässt sich sehr gut über geistige Heilweisen behandeln, beziehungsweise kann ein/e Heiler/In über die Verbindung zur "geistigen Welt" unterstützend auf die Selbstheilungskräfte eines aus dem Gleichgewicht geratenen Menschen einwirken. Wenn der Klient es annimmt…

Nur um es noch einmal ganz klar zu verdeutlichen: Weder Arzt, noch Heilpraktiker oder Heiler können heilen! Auch wenn der Heiler "Heiler" heißt! Alle Menschen, die in heilkundlichen Berufen unterwegs sind, können NICHT heilen, sondern sie wirken unterstützend auf die Selbstheilungskräfte des erkrankten Menschen ein. Nur der Betroffene allein kann sich heilen! Und das muss er auch wollen. Wer nicht geheilt werden möchte, wer aus seiner Krankheit einen Gewinn erzielt, seine Krankheit, aus welchen Gründen auch immer, noch braucht, dem nützt unter Umständen auch nicht die Stärkung seiner Selbstheilungskräfte.

 

Zurück zum Thema. Warum kommen uns einige Heiler/Innen immer so "abgehoben" vor? Nicht von dieser Welt? Warum gruselt es selbst mich als Heilerin (mit starker Bodenhaftung) wenn die Kollegen/Innen durch den Raum schweben oder ach ja so "heilig" sind. Mich stößt es ab, wenn Menschen der Meinung sind, dass sie etwas Besonderes sind, weil sie davon überzeugt sind, besondere energetische Heilungs-Kräfte zu besitzen. Sie entfernen sich auf unangenehme Weise von der Erdoberfläche, verschwinden aus unserem Sichtfeld, machen sich zu "Göttern".

Ich weiß, dass jeder, der sich für den Heilerberuf interessiert, auch selbst Heiler/In werden kann. Jeder kann lernen seine Wahrnehmung zu schulen, jeder kann lernen, andere Menschen durch Handauflegen oder tröstende Worte zurück in ihre eigene Selbstheilung zu bringen. Ausnahmslos JEDER, der das möchte, kann es erlernen, wie jeden anderen Beruf auch. Eine Begabung oder Talent in diese Richtung darf aber gerne dafür genutzt werden. Wer sich in eine heilerische Ausbildung begibt, muss ja nicht gleich eine Praxis eröffnen, es reicht ja auch, wenn man etwas für seine eigene Unterstützung und Stärkung der Selbstheilungskräfte tut.

 

Auf dem ganzen Weg zum Heiler sollte allerdings nicht die Abgehobenheit entstehen, die den Heiler/In zu einem vermeintlich besseren Menschen macht. Stattdessen sollte die gesunde Bodenhaftung immer wieder gestärkt werden, die einem hilft, sich auf allen Ebenen zuhause zu fühlen, und in einem gesunden Kontakt zum "normalen" Denken zu bleiben.

 

Hier einige Stimmen von Kollegen/Innen: "Nun habe ich schon diese Heilerausbildung gemacht und werde immer noch andauernd krank…" ODER " Seit meiner Spiri-Ausbildung, leite ich Menschen an, coache sie und verdiene richtig viel Geld…" ODER … "Ach, seit ich meine Gaben entdeckt habe, bin ich sooo feinfühlig, ich sehe alles." ODER: Ich bin 100%ig in meiner Wahrheit, wenn ich das sage, dann ist es so…"

Ohne Worte…

 

Kann es sein, dass sich manche Heiler/Innen, in der Vorstellung verlieren, dass sie etwas ganz besonderes sind? Besonderer als andere Menschen?

Muss man als Heilerin mit gehauchter Stimme im Flüsterton sprechen, wenn man mit hilfsbedürftigen Menschen arbeitet? Ist  das Entgelt für die Behandlung ein Anzeichen dafür, wie gut die Heilbehandlung wirkt, oder wie gut der Heiler ist? Muss man seinen Status - ich habe Kontakt zu Energien, zu denen DU lieber Klient keine Verbindung hast – deutlich hervorheben? "Wissen Sie, ich mache ja schon jahrelang Energiearbeit..."

Ob Heiler/Innen ihren Status deshalb noch mehr hervorheben, weil die meisten Leute ihre Fähigkeiten sowieso belächeln? Oder vielleicht, weil sie sich ihrer Fähigkeiten selbst noch nicht so ganz sicher sind, die Gesetze der geistigen Welt doch nicht so ganz auf sich selbst anwenden können, oder sich selbst ständig beweisen müssen, dass sie (im Sinne von besser, wissender, entwickelter) anders sind? Vielleicht, weil sie sich der geistigen Führung und der Führung durch das Leben selbst doch nicht so ganz anvertrauen können?

 

Ich finde es traurig, wenn auf Esoterikmessen oder Heilertreffen die "besonderen" Heilkräfte in den Vordergrund geschoben werden, und wenn dann auch noch von Heilungschancen die Rede ist, oder Heilungsversprechen gegeben werden. Das ist in meinen Augen un-ethisch und nutzt das Leiden von Menschen monetär aus, denn Kranke kommen ja oft als "letzte" Möglichkeit zu einem Heiler (obwohl sie eigentlich nicht dran glauben) und lassen dort eine Menge Geld für ihre Hoffnung, wieder gesund zu werden.

 

Das hinterlässt auch bei Menschen, die eigentlich an geistige Heilweisen glauben, einen bitteren Nachgeschmack und lässt unter Umständen an der Glaubwürdigkeit aller Heiler zweifeln. EIN blödes Erlebnis in diesem Bereich und die ganze Innung wird in Frage gestellt. Ich wünsche mir so sehr, dass jede/r Heiler/Inn in echter Demut aufklärt, dass sie mit all seinen/ihren Gaben "lediglich" die Selbstheilungskräfte stärken und vielleicht Raum für Veränderung schaffen kann. Alles andere liegt in den Händen des Hilfesuchenden und in Gottes Händen.

 

Die abgefahrensten Bezeichnungen für die verschiedenen Heilmethoden sind natürlich (für einige) ein wichtiger Wirkfaktor für eine gelungene Heilbehandlung. Gewiss, es gibt ja auch verschiedene Ergebnisse und Erfahrungen mit der "Heilkraft" der unterschiedlichen  Energien, aber grundlegend für die Wirksamkeit einer Methode ist LIEBE, ob das nun als Reiki, Matrixarbeit, Handauflegen, Besprechen, oder anderweitig bezeichnet wird. Die liebevolle, verständnisvolle Annahme des Klienten und der Verzicht auf Ego-Vorstellungen (Ich weiß genau, was Du Klient jetzt benötigst. Ich kenne die Wahrheit) ist der entscheidende Wirkfaktor.

Die Kunst in diesem Beruf ist es, die Intuition aufzubringen zu erlauschen, was dieser Klient, der hier vor mir sitzt, jetzt in diesem Moment benötigt, das ganz sensibel mitzuteilen und gemeinsam zu schauen ob das gesehene auch der Wahrheit des Klienten entspricht.

Ich frage den Klienten ehe ich in meine schamanische Werkzeugkiste greife, ob er mit meiner intuitiven Eingebung konform geht. Wenn er zustimmt, dann kann die Behandlung losgehen. Vertrauen und Einverständnis sind meiner Meinung nach eine wichtige Grundvorrausetzung für eine Behandlung mit geistigen Heilweisen.

 

Ich überrumpele den Klienten nicht, indem ich ihn auf die Liege packe und zunächst einmal mit einem Klangspiel seine "Aura reinige". Natürlich ist das manchmal eine gute Vorbereitung  zum weiteren Arbeiten, aber ich habe die Befürchtung, dass viele Betroffene von ihren Heilern zu Arbeitsweisen "genötigt" werden, weil man das eben so macht oder seine Klangspiele ja selbst so wunderbar findet... Wenn ein Heiler mich mit seinen persönlichen Vorstellungen in meiner Heilbehandlung "missbraucht", dann verliere ich das Vertrauen, da hilft auch nicht der Anschein einer kosmischen Verbindung zu dem Göttlichen etc. oder ein ehrfürchtig gehauchter Flüsterton. Ob die Mitgliedschaft im Dachverband für geistige Heilweisen mehr Vertrauen beim Klienten schafft, wird sich zeigen. Das gewünschte Vertrauen kann wohl nur durch die konsequente Trennung von Streu und Weizen erfolgen.

 

Ich möchte abschließend jedem Kollegen und jeder Kollegin empfehlen, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben, viel Erdungsarbeit zu pflegen und die Realität der menschlichen Erfahrung hier auf Erden nicht aus den Augen zu verlieren. Heiler und Heilerinnen die die Bodenhaftung verloren haben und eher einen Heliumballon über sich sehen, sind vielleicht auch nicht wirklich in Kontakt mir ihren Klienten. Liebe Kollegen/Innen: Lasst euch nicht vom Wind abtreiben… Zuviel Heiligkeit baut doch eher Distanz als Nähe auf. Das ganz normale menschliche Mitgefühl mit dem Anderen, die geduldige Heilungsbegleitung, das Einfühlungsvermögen, das wir brauchen, um den Anderen da abzuholen, wo er ist, die Demut, hinzunehmen, dass nicht alle Wege unserer eigenen Vorstellung von Glück und Gesundheit entsprechen................. sind doch mindestens genauso wichtig, wie die Fähigkeit, sich mit der geistigen Welt zu verbinden, Energie und Information zu übertragen und die vielen Möglichkeiten der geistigen Heilweisen anzuwenden.

 

Marion Sigmund 2014-10-30